allgemein

Selbstachtung – Herausforderung für hochsensible Kinder und Eltern

„Selbstachtung ist die wichtigste Voraussetzung für ein glückliches und zufriedenes Leben, weil sie die Grundlage eines positiven Selbstwertgefühls und eines gesunden Selbstvertrauens bildet. Mangelnde Selbstachtung lässt ein Kind ständig hinterfragen, was andere wohl über es denken. Ein Kind mit wenig Achtung vor sich selbst wird sich vieles gefallen lassen, das seinem seelischen und körperlichen Wohl schadet“. (Isabel Köller, „Büllerbü ist überall“)

Für hochsensible Kinder ist es etwas schwieriger, eine solide Selbstachtung zu entwickeln, als für Normalsensible. Ein Grund dafür ist, dass sie anders sind als die Mehrheit ihrer Klassenkollegen. Oft haben sie andere Interessen und Empfindlichkeiten. „Es macht viel aus, wenn man nur ein bisschen anders ist als fast alle anderen. Der Mensch ist ein soziales Wesen und erkennt sich im Spiegel anderer, dann fühlt er sich sicher und bestätigt.“ (Britta Karres) Für viele hochsensible und/oder hochbegabte Kinder besteht die tägliche Gratwanderung darin, sich einerseits der Mehrheit anpassen und sich andererseits selbst treu sein zu müssen. Jeder Mensch kann nur ein gewisses Maß an Anpassung und Selbstverleugnung dauerhaft durchhalten, ohne Schaden zu nehmen. Deshalb brauchen hochsensible Kinder oft aufmerksamen Beistand, manchmal geradezu ein Coaching, um sich in einer Gruppe Gleichaltriger nicht nur einigermaßen zu integrieren, sondern sich auch wohlzufühlen.

Wenn Ihr Kind eine gute Portion Selbstachtung mitbringt, wird es viel weniger Gefahr laufen, wegen seiner hohen Sensibilität zum Außenseiter in der Gruppe zu werden. Selbstachtung entwickelt sich von frühester Kindheit an. Diesen Prozess können Eltern gezielt fördern.

  • Das Wichtigste ist: Zeigen Sie Ihrem Kind immer wieder, dass Sie es bedingungslos lieben.
  • Hüten Sie sich vor harter Kritik. Wenn Sie auf Ihr Kind wütend sind, warten Sie bitte, bis Sie sich wieder beruhigt haben. Erst dann können Sie sein ev. suboptimales Verhalten besprechen. So vermeiden Sie, Ihr Kind im Zorn zu verletzen und es zu beschämen.
  • Zeigen Sie sich vertrauenswürdig. Wenn Sie etwas versprechen, dann halten Sie sich daran. Wenn sich Ihr Kind auf Sie verlassen kann, dann fühlt es sich geachtet und wird in der Folge Selbstachtung entwickeln. Ihr Kind ist in den ersten 10 Lebensjahren noch sehr auf Sie fixiert.
  • Achten Sie sich selbst und Ihre eigene Sensibilität. Sorgen Sie für Ihr Wohlbefinden und finden Sie Zeiten für Entspannung und Lebensfreude. Eltern sind das wichtigste Vorbild für Ihr Kind, auch im Umgang mit Sensibilität und in Bezug auf Selbstachtung.
  • Mitgefühl statt Mitleid: Wenn Probleme auftauchen, dann begleiten Sie Ihr Kind, bieten Sie Hilfe zur Selbsthilfe an. Versuchen Sie, mit Ihrem Kind gemeinsam zu erkennen, wie es selbst positiven Einfluss auf die Situation nehmen kann. Anerkennen Sie die Erfolge.
  • Fördern Sie die Kompetenzen des Kindes, und machen Sie ihm diese bewusst. Nicht, damit es möglichst schnell selbstständig und pflegeleicht wird, sondern damit es sich die Freude daran bewahrt oder weiterentwickelt, zu lernen und die eigenen Fähigkeiten zu erweitern.
  • Finden Sie mit dem Kind zusammen ein, zwei Hobbies oder Sportarten. Helfen Sie ihm, mindestens einen Bereich zu finden, wo es besonders gut werden kann.
  • Natürlich soll man sein Kind bedingungslos lieben, einfach weil es da ist. Jedoch hat sich gezeigt, dass es für das Selbstbewusstsein eines Kindes besser ist, wenn es für das anerkannt wird und Lob erhält, was es tut und nicht hauptsächlich dafür, was es ist. Also anstatt: „Du bist so musikalisch!“ können Sie besser sagen: „Dieses Lied hast du sehr gut gespielt/gesungen!“ Das zeigt dem Kind Möglichkeiten, etwas durch Anstrengung zu erreichen. – Wohingegen sein Talent oder Aussehen oder geliebt-werden einfach gottgegeben bzw. schicksalhaft ist, und das Kind nichts dazu beigetragen hat.

Neben der elterlichen Unterstützung gibt es verschiedene Spiele, die Kindern helfen können, Selbstbewusstsein und Selbstachtung zu entwickeln. Pädagogen raten oft zu sogenanntem „Kleine-Welt-Spielzeug“, das sind Spielsachen wie das altbewährte Puppenhaus, die Ritterburg, der Spielzeug-Zoo oder das Märchenschloss. Dazu schreibt die Pädagogin Susanne Stöcklin-Meier: „Kinder erleben ihre Umwelt aus einer anderen Perspektive als Erwachsene. Weil sie kleiner sind als die meisten Dinge ihrer Umgebung, erscheint ihnen vieles übermächtig und bedrohlich. Das Kleine-Welt-Spielzeug können sie von oben betrachten. Sie planen und bestimmen selbstständig die Spielabläufe ihrer kleinen Welt und stellen dabei fest: ‚Ich bin schon groß!‘“

Liebe Grüße,

Liesi

P.S.: Einige der Tipps entnommen aus „Empfindsam erziehen“ von Julie Leuze, oder „Komm raus, ich seh dich“ von Britta Karres. (Ersteres wendet sich an Eltern von Kindern von 0 – 10 Jahren, zweiteres an Eltern von Kindern über 9 Jahren.)

In diesem Blog finden Sie auch einen Beitrag über hochsensible Schulkinder

Zum Thema Selbstbewusstsein für Kinder finden sie auf dieser Webseite einige weitere Beiträge, z.B. Hochsensible Kinder in ihrem Selbstbewusstsein fördern.

Ein Gedanke zu „Selbstachtung – Herausforderung für hochsensible Kinder und Eltern

  1. super wichtiges Thema, vielen dank für diese posts zum Thema sensible Kinder und der Selbstachtung! Ich hoffe du postest noch mehr zu dem was man als hochsensibler bereits als Kind braucht! liebe grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert