Schon lange wird bei chronischen Darmbeschwerden ein Zusammenhang mit der Psyche angenommen. Ärzte und Therapeuten sehen z.B. den Reizdarm oder auch andere Darmbeschwerden als Folgen von Stress, Kummer oder chronischen Konflikten. Das entspricht ja auch unserer unmittelbaren Wahrnehmung: Wenn wir Angst haben, spüren wir das oft im Bauch, oder der Stress schlägt uns auf den Magen. Traurigkeit verschlägt uns den Appetit. Bei Stress leiht sich das Gehirn Energie vom Darm: Die Funktionen des Darms werden reduziert, die Durchblutung des Darms wird verringert, damit mehr Energie für den restlichen Körper zur Verfügung steht. Da ist es nur naheliegend, anzunehmen, dass Stress und Angst zu chronischen Darmbeschwerden führen können. Soweit, so klar und nachvollziehbar.
Doch seit ein paar Jahren finden wir immer mehr Hinweise darauf, dass die Beeinflussung auch in die andere Richtung funktioniert: Nämlich, dass der Darm – und insbesondere unsere Darmflora – unsere Stimmung beeinflusst und sogar Depressionen, Stimmungsschwankungen und Angststörungen auslösen kann. Schädliche Stoffe, die im Darm gebildet werden, können unsere Empfindungen, unsere Gefühle und in der Folge auch unsere Gedanken negativ beeinflussen.
Viele Mikroorganismen in unserem Darm leisten einen wesentlichen Beitrag zu unserem Abwehrsystem. Und sie beeinflussen unsere Stimmung und unser seelisches Wohlbefinden. „Gute“ Darmbakterien stellen Stoffe her, die im Gehirn wie Hormone wirken. So wird das „Glückshormon“ Serotonin nicht nur im Gehirn gebildet, sondern auch im Darm. Ist der Darm nicht gesund und die Darmflora nicht ausgewogen, so fällt der Darm als Serotoninquelle teilweise aus.
Ein Problem ist zurzeit, dass wir über das komplexe Zusammenspiel unserer unterschiedlichsten „Untermieter“ noch viel zu wenig wissen. Fakt ist, dass wir durch unsere Ernährung, durch Diäten und durch Medikamente erwünschte, aber auch unerwünschte Veränderungen bewirken können.
Für mich spannend ist die Beobachtung, wie sehr der Körper die Seele und die Gedanken beeinflusst. Somit habe ich begonnen, genauer hinzusehen, wenn „seltsame“ Gefühle im Bauch, ein Ziehen oder ein Gefühl von Betroffenheit oder auch Bedrohung plötzlich auftauchen. Früher habe ich meist einen Grund dafür in der Außenwelt gesucht und auch gefunden (z.B. eine unerledigte Aufgabe, eine gestörte Beziehung, ein ungelöstes Problem) Unser Leben und unsere Welt sind so komplex und konfliktreich, dass ich immer etwas gefunden habe, das als „Grund“ für die schlechten Gefühle herhalten konnte. Und das hat mich natürlich nicht beruhigt, sondern meinen Stress vergrößert.
Seit ich darauf achte, wo das schlechte Gefühl sitzt (meist im Darm) und nicht mehr so sehr darauf, welche Assoziationen mein Gehirn liefert („Achtung! Da und dort ist etwas Konflikthaftes!“) erkenne ich, dass das üble Körpergefühl ganz oft zuerst da ist und dann erst die Schuldzuweisung des Gehirns an die äußeren Umstände kommt.
Was mir in diesem Zusammenhang auch mehr und mehr auffällt, ist, dass es Nahrungsmittel gibt, die meiner Seele ausgesprochen guttun. Ich nehme mal an, dass diese Speisen zuerst einmal meinem Darm guttun und in der Folge meinem seelischen Wohlbefinden. Ich kann jedem Menschen nur empfehlen, da genau hinzuspüren, denn zumindest bei mir ist die Liste der wohltuenden Nahrungsmittel nicht ident mit dem, was man in Ratgebern unter „Happy food“ aufgezählt findet. Vielleicht ist das von Mensch zu Mensch verschieden, je nach Darmflora und anderen individuellen Unterschieden? Bei mir sind das nicht einmal die Dinge, die mir am besten schmecken. Besonders wohltuend wirken sich bei mir Buchweizen oder Rote Rüben aus. Diese beiden Nahrungsmittel geben mir ein wohliges, fröhliches und sicheres Gefühl. Einige andere Nahrungsmittel, die mir gut schmecken, wie Quinoa oder Fruchtjoghurt, bewirken ein Kältegefühl im Darm, das sich wie Angst anfühlt. Ich habe aufgehört, darüber nachzurätseln, was wohl die Ursachen sein könnten und welche Ernährungs- oder Seelentheorie das wohl erklären kann. Ich nehme es einfach zur Kenntnis und achte darauf.
Abschließend mein Tipp für alle die dazu neigen, viele und intensive Gefühlen zu haben, besonders wenn es unangenehme Gefühle sind: Interpretieren Sie nicht zu viel hinein, sondern achten Sie darauf, wo im Körper das Gefühl sitzt und wie genau es sich anfühlt. Haben Sie sich selbst lieb dabei, so wie Sie es mit einem geliebten Kind machen würden, das sich nicht wohlfühlt. Dann können Sie ausprobieren, was Ihr körperliches Wohlbefinden verbessern kann. Vernünftige Ernährung, die zu Ihnen passt, die sowohl auf Inhaltsstoffe als auch auf Ihre Darmflora achtet, kann ein wichtiger Teil davon sein.
Liebe Grüße
Ingrid Parlow
Quellen: http://www.biomedical-center.de/die-ursache-von-angst-und-depressionen-die-nur-wenige-vermuten/
http://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2017-07/psychische-erkrankungen-keime-schaden-therapie
https://www.zentrum-der-gesundheit.de/depressionen-darmflora-ia.html
http://science.orf.at/stories/2866083/
Mal wieder ein emotionales Thema. Seit Jahren habe ich einen Reizdarm. Alle schieben ihn komplett auf sie Psyche und trotzdem wird er bei erfolgreicher Psychotherapie jedes Mal nur unwesentlich besser.
Die ungesündesten Sachen verträgt er mit am besten, dafür mag er weder Milchprodukte noch Ballaststoffe.
Das nützt mir nichts, weder möchte ich mich so ungesund ernähren, noch kann ich meinen Speiseplan selbst machen.
Ich Kann eine Dsrmreinigunf empfehlen bzw Fasten. Danach langsam nach GAPS Diät wieder aufbauen. Köper und Psyche sind nie getrennt. Gute Qualität ist das wichtigste beim Essen ( frische, unverarbeitete Produkte), selbst gekocht und mit Ruhe zubereitet. Essen ist Genuss zu allererst, und was jemandem gut tut ist sehr persönlich bedingt. Es hilft auch, sich mit anderen Informationen zu beschäftigen- Ayurveda oder Blutgruppen- relevante Ernährung. In jedem stecken interessante Informationen. Und Zentrum der Gesundheit liefert sehr gute Infos im Internet.
Danke Ingrid!
Hallo Frau Parlow,
sehen Sie denn einen Zuammenhang zwischen HSP und dem Mastzellaktivierungssyndrom?
Viele Grüße
Michaela
Hallo Michaela,
soviel ich weiß, gibt es dazu noch keine Studien oder Forschungen. Ich muss auch gestehen, dass ich über MCAS recht wenig weiß. Oft stehen wir vor der Frage, ob Hochsensibilität die Wahrscheinlichkeit für bestimmte Erkrankungen erhöht. Oder ob es gar einen direkten Zusammenhang gibt? Diese Fragen werden besonders oft bei Burnout, bei Fibromyalgie oder beim Reizdarmsyndrom gestellt. Wir wissen es nicht. Ich vermute, dass die Hochsensibilität eher dazu führt, dass wir früher als Normal-Sensible bemerken, wenn etwas in unserem Körper nicht in Ordnung ist.
Liebe Grüße
Ingrid Parlow
Liebe Ingrid, vielen Dank für Deinen Artikel zu Bauch und Seele. Ich finde es klasse, dass Du die Zusammenhänge aufgegriffen hast. Ich denke, dass unser Körper insbesondere auch mit dem Darm nah an die Außenwelt verbunden ist. Es ist ja in Prinzip unser Organ das verdaut, sowohl Nahrung als auch anderes was in unserem Leben geschieht. Mir sagt auch besonders zu, das Gefühle im Bauch unsere Stimmung und damit auch unser gesamtes Wohlbefinden beeinflussen. Zudem stimme ich zu, das es für jeden die passenden Nahrungsmittel gibt, die einem gut tun.