Beziehungen ·Hochsensible Kinder

Nähe zum eigenen Kind – warum sie für hochsensible Mütter oft mit Schwierigkeiten verbunden ist

Manchmal sind es ja gerade die normalsten Dinge der Welt, die uns hochsensiblen Müttern besonders schwer zu schaffen machen. Wo andere, Nicht-Hochsensible scheinbar mühelos die richtige Balance finden, befinden wir uns in einem endlosen Spagat, der uns immer wieder an unsere Grenzen bringt. So auch im Umgang mit Nähe zu den eigenen Kindern.

Als werdende Mutter (und noch unwissend gegenüber meiner eigenen Hochsensibilität) stellte ich mir das Zusammensein mit meinen Kindern sehr romantisch vor. Immer würde ich für meine Kinder da sein, ihnen jederzeit einen Platz auf meinem Schoß freihalten, dabei sanft durch ihre Haare pusten und die zarte Vertrautheit genießen. Stundenlang würde ich mit ihnen zusammen spielen und sie trösten, wenn sie traurig oder wütend sind. Das machte in meinen Gedanken eine gute Mutter für mich aus. Damals wusste ich noch nicht, dass Hochsensible Sinneseindrücke und Stimmungen um sich herum kaum bis gar nicht filtern können und dadurch überreizt sind, wenn viele dieser Eindrücke zusammenkommen. Und als Mutter von kleinen Kindern ist eine Frau quasi permanent dauerüberreizt.

Ich bin jetzt seit sieben Jahren Mutter und von meinen Traumvorstellungen von damals oft genug weit entfernt.

Jederzeit den Kindern einen Platz auf meinem Schoß anbieten kann ich jedenfalls, wie vorgenommen, nicht. Hampelnde, auf meinen Beinen herumrutschende Kinder, die wieder von meinen Knien gleiten, um gleich wieder hinaufzuklettern, vertragen sich leider nicht mit meinem hochsensiblen Wesen. Ich brauche Ruhe, um ausgeglichen zu sein. Meine Jungs brauchen sie nicht. Zumindest nicht in dem Ausmaß wie ich. Logischerweise, denn Kinder sind kleine Energiebündel, in einem Moment hier, in dem anderen dort und halten es selten länger an derselben Stelle aus. Unsere Kuschelmomente beschränken sich daher hauptsächlich auf die Vorlesezeit, wenn sie gebannt einer Geschichte lauschen, also nebenbei fokussiert sind.

Nähe, so wie ich sie mir als Mutter gerne wünsche, ist in der Umsetzung immer wieder mit Einschränkungen versehen. Nicht nur körperlich betrachtet. Stundenlanges Spielen im Kinderzimmer war noch nie möglich, meine Sehnsucht nach einem geistig-fordernden Niveau bringt mich inmitten von Bauklötzen und Rollenspielen bereits nach fünf Minuten an meine Grenzen.

Es geht beim Thema Nähe aber nicht nur darum, wann sie uns Mütter stört. Gerade hochsensible Mütter, die gerne sehr viel Nähe zu ihren Kindern aufbringen, müssen aufpassen, dass diese Nähe ein gesundes Maß nicht übersteigt.

Wir dürfen etwa nicht Gefahr laufen, zu sehr mit unserem Kind mitzuleiden. Das bedeutet nicht, dass dessen Probleme in der Schule mit dem Lehrer oder der Streit im Kindergarten mit dem besten Freund uns nicht interessieren! Wir dürfen und sollen unbedingt Mitgefühl ausstrahlen, um unserem Nachwuchs zu vermitteln, dass wir uns in ihn hineinversetzen und er die schwere Zeit nicht alleine durchmachen muss. Gerade diese Empathie ist eine große Stärke unserer Hochsensibilität! Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht mitleiden und die Gefühle unserer Kinder nicht als die unseren auslegen. Sonst kann es passieren, dass wir aufgrund der körperlich selbst gefühlten Emotionen (die eigentlich unserem Kind gehören) überreagieren und durch heftige Reaktionen in der Schule oder im Kindergarten alles nur noch viel schlimmer machen. Es bringt uns und vor allem unserem Kind nämlich nichts, wenn wir versuchen, seine Probleme zu lösen und ihn vor vermeintlich aufkommenden Gefahren oder negativen Situationen beschützen zu wollen. Begleiten, da sein und zuhören, Hilfe anbieten oder Lösungsvorschläge offerieren wird unserem Sohn oder unserer Tochter weit mehr helfen, die eigenen Grenzen und Belastbarkeiten zu erspüren und Selbstvertrauen aufzubauen, diese eigenständig aufzuzeigen.

Es geht also darum, eine gesunde Distanz zu schaffen.

Denn die Distanz ist meiner Meinung nach wichtig, vor allem für hochsensible Mütter. Keine Distanz im Sinne von Kühle und Abwehr, sondern ein Abstand, der mir die Chance gibt, mich und meine Bedürfnisse wieder wahrzunehmen, der aber auch meinem Kind die Gelegenheit gibt, sich in seiner Ganzheit zu spüren. Gerade bei hochsensiblen Kindern sehe ich die Gefahr, dass sie schon früh lernen, zu sehr auf die Bedürfnisse ihres Umfelds reagieren zu müssen, da die Stimmungen der Bezugspersonen ohnehin ungefiltert auf sie einprasseln und sie so ihre eigene Grenze nur schwer erkennen.

Leider passiert uns hochsensiblen Müttern das auch im Alltag, wenn wir nicht achtsam genug sind. Ich persönlich lasse mich beispielsweise oft genug von den Wutanfällen meines Ältesten mitreißen. Seinen Ärger, den er gegen irgendetwas hegt, prallt dann nicht an mir ab, sondern wirbelt meinen eigenen Gefühlshaushalt dermaßen durcheinander, dass ich selbst am Ende genauso aufgewühlt bin wie er. Dabei sollte ich doch eigentlich die gesunde Distanz wahren, um ihn trösten zu können, die Wut auszuhalten und um ihm zu helfen, mit seinen Emotionen angemessen umzugehen.

Diesen Abstand schaffe ich nur, wenn ich mich aufmerksam wahrnehme und aufsteigende Empfindungen in mir sofort hinterfrage: Sind das meine eigenen Gefühle oder habe ich sie von meinem Kind übernommen? Mir persönlich hilft dabei die Vorstellung einer schützenden, unsichtbaren Blase um mich herum, die zwar durchlässig für Worte ist, aber meine Emotionen drinnen, und die Gefühle meines Gegenübers draußen lässt. So fällt es mir leichter, den Überblick zu behalten, nicht selbst emotional zu reagieren und dennoch mitfühlend zu handeln.

Vor allem aber sollten wir hochsensible Mütter in schweren Momenten nicht gleich an unseren Mutterqualitäten zweifeln, weil wir so oft weniger auszuhalten scheinen als nichthochsensible Mütter. In diesem Vergleich täte uns eine größere Distanzierung nämlich auch ganz gut.

Liebe Grüße,

Christine
(Christine ist Bloginhaberin von “Pusteblumen für Mama”, ein Blog für hochsensible, freiheitsliebende Mütter)
www.pusteblumen-fuer-mama.de

Christine hat früher schon einen sehr spannenden und berührenden Artikel für diesen Blog geschrieben, den Sie hier lesen können: >> “Regretting Motherhood<<

22 Gedanken zu „Nähe zum eigenen Kind – warum sie für hochsensible Mütter oft mit Schwierigkeiten verbunden ist

  1. Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag! 🙂

    Ich bin als hochsensible Mutter besonders im ersten Lebensjahr gefühlstechnisch ständig auf der Achterbahn gewesen. In den ersten Lebensmonaten fand ich mich oft in Situationen, die mich überforderten, weil mein Kind überfordert war. Da herrschte ein regelmäßiger “Overload”, von dem ich mich erst im Laufe der Zeit immer besser distanzieren konnte. Heute fühle ich mich dem Mama-Sein deutlich besser gewachsen und ich genieße gerade die schönen Momente so viel intensiver, als mein Umfeld. Hochsensibilität ist oft ein Stolperstein, aber vor allem das größte Geschenk – auch für Mamis.

    Viele Grüße

  2. danke für den Beitrag! Ich habe eine Tochter, die inzwischen 22 Jahre alt ist. oft habe ich viel mehr gelitten als sie, zum Beispiel als sie in den Kindergarten ging, als sie plötzlich in die Schule ging, wenn sie Streit mit Freundinnen hatte… Dann mit 15 für ein Austauschjahr nach USA ging. Das Austauschjahr war eine einzige Katastrophe, da sie in unterschiedlichen Familien untergebracht worden ist, jeden Tag bei mir anrief, und ich mit ihr mit gelitten habe . ich konnte mich nie richtig distanzieren, bin manchmal mitten in der Nacht wach geworden, weil ich ihren Schmerz gespürt habe. Wir haben oft eine telepathische Verbindung. es ist ganz wichtig anzuerkennen, dass es ihr Leben ist, ihre Schmerzen, ihre Fehler, ihr Unglück. und sich wirklich davon zu distanzieren… Was ich damit sagen will: Es wird nicht besser, je älter die Kinder werden. Es trifft eher der Spruch zu: kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen. Also rechtzeitig damit beginnen, sich abzugrenzen! So schwer es auch sein mag. Im Endeffekt helfe ich meiner Tochter mehr, wenn ich stärker bin als sie. Wenn ich ihr Ratschläge gebe, wenn sie weint und nicht mit ihr mit leide… Danke für den schönen Artikel.

  3. Das ist sehr schön in Worte gefasst und spricht mir aus der Seele. Mein Junior wird nun schon 24 Jahre und damals wusste man noch nichts von Hochsensibilität. Ich kann jeden einzeln Satz so nachvollziehen. Dachte auch oft was bin ich denn für eine Mutter , einfach mal ohne Kind was tun, das war oft mein Wunsch. Und als er älter wurde hat es mir soviel zu schaffen gemacht gefühlte 50 mal am Tag ins Auto steigen und ihn irgendwo abzuholen oder hinzufahren. Damals war man recht alleine damit. Deshalb danke für den Beitrag, tut im Nachhinein noch gut sowas zu lesen und zu wissen, das es anderen Müttern auch so geht 🙂

  4. Hallo Christine,

    mein Mamasein hat sich auch ganz anders entwickelt als das, was ich mir vorgestellt hatte … mein Kind hat mir von Anfang an gezeigt, was es sich von mir für sein Leben wünscht und weil ich ihn mit meinen hochsensiblen Sinnen so gut verstanden habe, war ich diejenige, die an sich arbeiten musste, um ihn so gut wie möglich begleiten zu können. So habe ich mit den Jahren gelernt, ihm seinen ganz eigenen Weg zuzugestehen, ohne darüber zu urteilen oder die Dinge ändern zu wollen. War nicht ganz einfach, weil mein Kind gerne bei seinem Papa leben wollte – hat aber ein tiefes Vertrauen und eine tragfähige Liebe zwischen uns sichtbar und möglich gemacht, was ich nicht mehr missen möchte. Ich glaube, hochsensible Mütter sind besonders gute Begleiter für selbstbewusste Kinder.

    Herzliche Grüße, Daniela

    1. Ich habe bei meinem heute 26jährigen noch nicht gewusst, was Hochsensibilität ist und mich meist zaghaft, aber stetig an dieses große Unbekannte herangewagt.
      Heute habe ich noch 2 ,, Nachzügler 6 und 3 Jahre alt, bei welchen ich sowohl durch meine eigene Hochsensibilität, als auch durch deren beiden unterschiedlich ausgeprägte Formen damit umzugehen lernen darf.
      In Zeiten, in denen es mir gelingt, gut auf mich und mein Bedürfnis nach Ruhe und Erdung nachzugehen, öffnen sich mir Türen und ich kann meine Kinder mit anderen Augen sehen.
      Es ist ein unglaubliches Geschenk diese starken Sinneseindrücke zu haben und daran zu wachsen!
      Danke an alle Kommentare von euch mutigen Frauen vor mir, Ihr sprecht mir aus dem Herzen!
      Herzliche Grüße
      Anja

  5. Hallo, der Bericht ist genau das, was ich seit der Geburt meiner Tochter vor 7 Jahren spüre. Mein großer ist schon über 20 und wohnt auch schon nicht mehr zu Hause.
    Bei ihm war alles noch halb so wild.
    Ich war gerade 18 und obwohl ich alleinerziehend war, hatte ich Kraft, Energie und ein Ziel vor Augen. Ich wollte, dass aus ihm ein anständiger Mensch wird. Ich habe also alles getan was mich dem Ziel näher brachte (…naja… oder was in den Büchern stand). Ich liebe ihn über alles und habe ihm (vielleicht doch ein bisschen zu viel) Liebe gegeben, aber trotzallem für mich “gerne” ertragbar. -Er ist etwas egoistisch geworden,denn Mama hatte “sogar hinten Augen” und wusste immer alles sofort und machte immer alles wieder gut.

    Allerdings ist es bei meiner Tochter ganz anders. Schon bevor sie geboren wurde, sagte ich “sie werde ein Spielplatzkind”. Sie war sehr klein und ich spürte sie kaum. Am getrampele im Bauch kann es also nicht gelegen haben.

    Ich war nun bereits 32, habe Epilepsie wahrscheinlich auf Grund von Überreizung. Habe viele körperliche Beschwerden, die bestimmt auch etwas mit der Überreizung zu tun haben und eine andauernde Müdigkeit.

    Dann wurde sie geboren und bereits mit 1 Jahr wurde sie nur noch “Abrissbirne” genannt.

    Ich ertrage sie einfach nicht und das weiß sie und nutzt es aus. Sie schreit so lange bis sie bekommt was sie will. Sie macht alles was sie nicht darf und zwar so, dass ich es genau mitbekomme.
    Ewige Diskussionen. Ich lasse sie dann einfach machen. Ich habe keine Kraft um Grenzen durchzusetzen. Sie kommandiert mich und macht mir Vorwürfe.

    Dann kommt noch dazu, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, weil ich nicht immer für Sie da sein kann und und und.

    Fakt ist und sowas finde ich nirgendwo. Es ist nicht alles nur watteweiches “ich hab mir anders gewünscht” sondern auch harte Realität, dass wir nicht belastbar sind und ich weiß nicht mehr weiter. Niemand spricht aus, dass HSP krank macht. Warum eigentlich nicht?

    Ich kann nicht sagen, dass es schön ist die innere Abneigung von (früher) Schulkollegen oder Ärzten zu spüren. Mein Mann, dem ich eigentlich nur meine Aufmerksamkeit zeigen möchte,meint bereits ich soll mit dem Psychokram aufhören. Ihm ginge es gut. -Aber ich weiß das es nicht so ist.

    Wie gesagt,ich erlebe die HSP zur Zeit ganz anders.

    Viele Grüße

    1. Liebe Sandra,
      ja, ich finde auch dass HSP krank machen kann. Ich habe 3 “Abrissbirnen” (10, 7, 7) Zuhause und bin erst vor ein paar Tagen darauf gekommen, dass ich hochsensibel bin. Alleine, dass es ein Wort dafür gibt, wie ich mich schon immer gefühlt habe, hilft mir sehr. Ich renne seit 5 Jahren zur Familienberatung und wusste nie, was an mir so “verkehrt” ist, woher meine Wut kam. In meinem Umfeld wurde ich auch nicht verstanden, ich habe doch tolle Kinder… Es sind ständige Schwankungen, mal ist alles irgendwie handelbar, manchmal schreie ich nur rum, manchmal bin ich nah an einer Depression. Oft habe ich fast aufgegeben, die Kinder sich selbst überlassen, um mich dann doch wieder aufzuraffen und irgendwoher die Stärke zu nehmen weiter zu erziehen und Grenzen einzufordern. Es kostet enorm viel Kraft, aber die Kinder sind es wert! Ich habe sie im Hort angemeldet und nutze die Zeit für mich. An den Tagen muss ich nicht kochen und auch kein Programm machen. Such einen Weg zu deiner Tochter, so schwer es auch ist! Finde Kraft für kleine Nischen, in denen ihr zueinander findet! Ich wünsche dir von Herzen, dass es dir gelingt, auf dich und euch zu achten! Liebe Grüße, Julia

    2. Hallo Sandra,

      das mit der schwindenden Energie habe ich bei meinen drei Kindern als HSPlerin auch durchgemacht. Bei unserem Ältesten hatte ich noch alle Kraft der Welt. Ich war ja gerade einmal 24 als er geboren wurde, voller Elan und frohen Mutes. Bei unserer Kleinen lief ich dann vier Jahre später oft auf dem Zahnfleisch und hatte starke Schuldgefühle, meine Mutterrolle nicht gut zu machen, weil ich mir einfach nicht erklären konnte, warum ich ständig so verdammt müde war und Ruhepausen brauchte. Meine Kinder sind inzwischen 13, 16 und 17 und alle gut gediehen.

      Unsere Kleine war ebenfalls eine Abrissbirne und ein kleiner Querschläger. Sie hat ständig all das durchzusetzen versucht, was sie nicht sollte. Wenn ich ihr Grenzen setzte, wurde geschrien, stundenlang diskutiert und gegenangegangen. Mann, war das eine anstrengende Zeit! Manchmal fühlte ich mich, als ob ich sie gar nicht richtig lieben konnte, so erschöpfend und schwierig war ihre Erziehung. Die Jungs waren im Vergleich dazu reines Honigschlecken!

      Wie lustig: Mein Mann meint auch immer, ihm gehe es gut. Allerdings arbeiten er seit Jahren eine 7-Tage-Woche, so daß er nie wirklich viel an der Erziehung und Freizeitgestaltung beteiligt gewesen ist. Das hat mich eine Zeit lang super wütend gemacht, weil ich als HSPlerin mit den Kindern, Schule, Haushalt, der Freizeitgestaltung und später noch einem Halbtagsjob komplett überfordert war. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nichts über HSP, und mein Mann wurde immer abweisender, weil ich so gestresst und müde war, wenn er spät abends heimkam.

      Durch das ständige mich-um-die-Kinder-kümmern-müssen – oft 24/7 – hatte ich ein Burnout und immer wieder einmal Depressionen, getriggert von Glaubenssätzen, nicht mehr zu können, es nicht mehr zu schaffen und anders leben zu wollen. Auch meine eher melancholische Stimmung, die ich vor meinen Lieben zu verstecken versuchte, sowie das Gefühl, einfach nur in Ruhe gelassen werden zu wollen, machten es mir nicht gerade einfach.

      Ich habe in der Zeit viel gelesen, an mir gearbeitet und nach den fehlenden Puzzleteilen gesucht, um mich besser verstehen zu können. Anders hätte ich die Zeit auch gar nicht überstanden, ohne zeitweise nach Innen flüchten zu dürfen. In meinem Gym habe ich Yoga für mich entdeckt, bin mit meiner Tochter im Winter nach Lapland gereist und habe versucht, mich auf bedeutsamen Wegen regelmäßig mit meinen Kindern zu verbinden. Ich glaube, Kinder erwarten gar nicht, dass Mama 24/7 verfügbar ist; im Gegenteil, meine sind froh, auch einmal alleine klarkommen zu müssen. Sie werden dadurch selbständiger und schätzen meine Fürsorge danach umso mehr. Die Schuldgefühle habe ich mir umsonst gemacht.

      Alles Liebe,
      Anne

  6. Liebe Christine, ich las deinen Text auch gerade zufällig und es macht mich noch immer traurig, wenn ich an die Zeit zurückdenke, als mein Sohn noch klein war (jetzt 22) & ich erstarrte (weil es mir zu viel war) & nicht “adäquat” emotional reagieren konnte (das ist zwar eher PTBS-bedingt, aber dennoch …)
    Ich kann mich noch so gut erinnern, wie ich es hasste zu spielen – Danke für diese KinderzimmerSzenenBeschreibung – beruhigte mich jetzt nachträglich wirklich, dass es auch anderen so geht – mein Sohn war immer so mega-enttäuscht & mich strengte es soooo an (tat es eben trotzdem – das Spielen – wenn es unbedingt sein musste)
    Jedenfalls meinem Sohn geht’s gut – ist kreativ, super-empathisch (das war er schon mit 2) & ist sicher auch HSP auf eine andere Weise als ich.
    Wünsche euch jungen Mamis alles Gute & mentale & emotionale Freiräume!
    Für mich als Alleinerziehende war das nicht oft möglich & ich bin jetzt echt froh, wieder (emotionalen & Wohn-) Raum für mich zu haben & ganz viel Verbindung zu meinem Sohn (auch Dank viel Therapien & ihm vermittelt zu haben, dass ich immer für ihn da bin – no matter what …)

    1. Liebe Isabella,
      danke für deine ehrlichen und dadurch auch ermutigenden Worte. Es ist gut zu wissen, dass gar nicht so wenige Frauen ähnlich empfinden.
      Liebe Grüße!
      Liesi

  7. Liebe Schreiberinnen, habt vielen Dank für Eure berührenden Worte. Ich habe zwei Kinder und immer ein schlechtes Gewissen, weil ich die Kleinkindzeit nicht schön fand, sondern nur anstrengend. Diese Gedanken, dass ein 4-jähriges Kind eben kein adäquater Gesprächspartner für mich sein kann… wer kann denn solche Gefühle verstehen? Ich mochte auch nie spielen, empfand das als Zeitverschwendung. Glitschig-klebrig-verschmierte Kinderhände finde ich auch nicht süß, sondern schmutzig. Warum wird man als egoistisch beschimpft, wenn man versucht, sich abzugrenzen, damit wieder Nähe entstehen kann? Ich liebe meine Kinder, aber dieses Unverständnis, dass einem oft entgegenbracht wird, wenn man einfach nur versucht als Mensch zu überleben, das ist wirklich eine heftige Belastung.

  8. Hallo,alle Mamas!
    Ich finde ob HSP oder nicht,Mutter sein ist eine echte Herausforderung und hat absolut nix mit Rama Werbung zu tun,wo alle immer happy sind.
    Man bekommt keine Ausbildung dafür und die meist männlichen Begründer der Psychotherapie haben uns Mütter da echt gut im Griff!
    Oder warum haben hauptsächlich Mütter ein chronischer schlechtes Gewissen?
    Denkt mal drüber nach und klopft Euch mal kräftig selbst auf die Schulter, das macht ja sonst doch eher keiner!
    Wo steht geschrieben, dass man seine Kinder nicht täglich an die Wand nageln möchte?
    Manchmal ausrasten klärt doch so Einziges und danach ist meist erst mal Frieden.
    Also, wir schaffen das!!!!

  9. Oh mann, danke, danke, danke! das ist so krass. Das mit dem Spielen und die Gefühle des Kindes übernehmen. Dazu kam bei uns noch, dass mein Mann auch hochsensibel ist! Das arme Kind, ständig dieses schlechte Gewissen und das Gefühl der totalen Inkompetenz. Jetzt ist unser Sohn 9 und alles funktioniert viel besser, nachdem wir ganz viel selbst an uns herausgefunden haben und auch mit fremder Hilfe. Das wir beide hochsensibel sind haben wir erst jetzt rausgefunden. Das erklärte so einiges. Schwierig die Anforderungen des Arbeitsmarktes mit den eigenen Ruhe- und Rückzugsbedürfnissen und dann noch mit Kind in Einklang zu bringen.

  10. Hallo, der Artikel ist zwar schon älter, aber vielleicht antwortet ja trotzdem noch jemand. Wie genau geht man denn mit diesem Aspekt um:
    “Stundenlanges Spielen im Kinderzimmer war noch nie möglich, meine Sehnsucht nach einem geistig-fordernden Niveau bringt mich inmitten von Bauklötzen und Rollenspielen bereits nach fünf Minuten an meine Grenzen.”

    So geht es mir oft und es tut mir so leid. Ich habe noch keine Lösung dafür.

    1. Hallo Maren,
      vielleicht hilft es dir zu wissen, dass es vielen Müttern so geht. Es tut dir leid, das bedeutet, dass dir dein Kind wertvoll ist und du es liebst. Das spürt dein Kind! Auch wenn du vielleicht oft ungeduldig bist. Schau doch immer wieder mal zu dem Blog “Pusteblumen für Mama”. Alles Liebe! Liesi

  11. Hallo. Vielleicht interessiert ja auch mal die Sicht eines “ehemaligen Kindes”. 😉
    Meine Mutter war nicht hochsensibel — aber ich. // Ich habe viele ihrer Gefühle besser wahrgenommen als sie selbst. Und da meine Mutter sehr jung, ängstlich, lebensunerfahren etc war… war meine Kindheit entsprechend schlecht.
    Meine Mutter hat mich geliebt — konnte es mir aber nicht adäquat zeigen (aufgrund ihrer eigenen Kindheit etc). Ich war ein sehr unsicheres, sehr ängstliches und eigentlich sehr unglückliches Kind — nach Außen erschien ich als “pflegeleicht” und “mustergültig”. Kein Wunder, denn durch meine HSP in Kombination mit einem Helferbedürfnis FÜR MEINE MUTTER (!) … da macht mn als Kind keinen Stress, weil einem sonst “Liebe” entzogen werden könnte. (Oder Mama wird wieder krank. Oder Mama wird wieder wütend. Oder abweisend. …) //
    Anders formuliert: ich habe erlebt (und später durch Lebensberichte anderer gehört und gelesen), dass eine Mutter nicht durch die Geburt eines Kindes oder durch “Gefühle” kompetent wird. Es gibt so viel, was Frau lernen muss, um die Bedürfnisse des Kindes (auch und gerade die emotionalen!) richtig und rechtzeitig zu erkennnen — und natürlich auch die für das individuelle Kind und die individuelle Situation angemessene “Lösung”.
    Wenn Kinder besonders “pflegeleicht” / “mustergültig” oder besonders “willensstark” / “stur” oder “agressiv” / “wütend” sind , oder wenn man sich als Mutter immer wieder überfordert fühlt,… sollte man dringend Fachpersonal zu Rate ziehen. Zum einen damit das Kind gut ins Leben und die Selbstsändigkeit hineinbegleitet werden kann (und deine konstruktive Bedürfniswahrnehmung, Bedürfnisäußerung sowie Gefühlsregulation lernt) — und zum anderen, um als Mutter mit den eigenen Ressourcen gut haushalten zu können. (Kinder merken, ob Mütter gereizt, erschöpft oder depressiv, auch ob sie einem innerlich abweisend gegenüberstehen während sie das Kind äußerlich umarmen!)
    Meine Eltern hätten mir viel erspart, wenn sie mal den Mut gehabt hätten, sich von ratgebenden Erziehungsstellen (es gibt mittlerweile so viele!!) einfache Grundlagen (die eben nicht immer von den Großeltern vorgelebt worden sind!) und Tipps und Tricks hätten erklären lassen.
    Naja, ich bin halt auf der Strecke geblieben… und kämpfe seit mehr als 15 Jahren um innere Heilung und Entwicklung.
    Liebe HSP-Mütter, seit mutig, geht voran und holt euch fachkompetenten Rat. (Damit meine ich nicht Selbsthilfegruppen, sondern Fachpersonal. Gerne auch aus dem therapeutischen Bereich, weil man als HSP oft doch auch selbst die eine oder andere Kindheitswunde aufarbeiten muss, um besser mit den eigenen Resssourcen haushalten zu können.)
    Und wer die Möglichkeit hat (leider ja oft nicht der Fall): bittet euren Partner um Hilfe. (Kindererziehung & -Betreuung ist nicht Aufgabe der Mutter allein!)
    Auch Unterstützung durch Großmütter, Tanten o.ä. ist völlig in Ordnung!
    (Aber achtet darauf, wie alt das Kind ist und wieviel mütterliche Zuwendung es im jeweiligen Entwicklungsstand gerade braucht.)
    Last but not least: wenn irgendwie möglich, bittet euren Partner, auch mal gemeinsam mit euch zur Beratungsstelle zu gehen. Ggf. auch mal zu einer Partnerschaftsberatung – denn wenn die Kindererziehung & -Betreuung nur auf den Schultern einer Person lastet und diese auch noch HSP ist, ist es normal, wenn es zu viel wird. Dann muss man die Arbeit “umverteilen”. (Letztlich wird, wenn der Partner emotional und seelisch kompetent ist, das Familienleben besser und auch die Partnerschaftsbezieung.)
    Seid mutig!

  12. Hallo Ihr Lieben, schade dass nicht weiter auf hochsensible Väter eingegangen wird. Ich bin ein solcher und habe leider auch viel mit meinen beiden Töchtern mitgelitten.

  13. Ich habe ebenfalls schon seit Längerem die Vermutung, dass ich eine hochsensible Mama bin. Die Trennung vom Vater meiner Kinder war für uns alle sehr turbulent, die Kinder wurden von ihm massiv manipuliert. Ich habe gemerkt, dass mich die ganze Situation überfordert und mich nach Hilfe umgesehen, bin leider aber nicht so richtig fündig geworden. Im Gegenteil, eigentlich wurde meine Persönlichkeit aufgrund meiner Hilfegesuche noch so richtig durch den Dreck gezogen, in einem Gutachten zum Umgangsprozess gegen mich verwendet. Das kann ich so gar nicht verstehen. Nach wie vor möchte ich gerne einen gesünderen Umgang mit meinen Gefühlen erlernen und ebenso, wie ich mich emotional distanzieren kann. Das halte ich für mich aber auch meine Kinder (8 und 10) unabdingbar, zumal der Kleine vom Gemüt auch in meine Richtung zu schlagen scheint. Deshalb fände ich es schön, wenn es rund um das Thema Hochsensibilität mehr Aufklärungs- und kompetente Hilfsangebote gäbe. Zumindest bei mir in der Umgebung muss man diese suchen. Ansonsten fällt mir dann auch nichts anderes ein, als mich alleine zu informieren und im Selbstversuch zu therapieren, was sich natürlich als ziemlich langwierig herausstellt. Sowas wie eine Selbsthilfegruppe zu dem Thema stelle ich mir ganz hilfreich vor. Kennt jemand dazu irgendwelche Stellen?

  14. Gefühlte 17 Jahre zu spät lese ich diesen Text. Das Gefühl meinen Sohn verloren zu haben, meine Zweifel, wie ich nun richtig reagieren soll auf seine Achterbahnfahrten. Sein selbstverletzendes Verhalten, dass ich auch als Teenie hatte. Seine schlimmen Erfahrungen als Kind mit Trennung und Streit. Wie oft war ich überfordert. Und irgendwie ständig alleine damit. Heute hat er Schwierigkeiten mit dem Leben und macht mich dafür verantwortlich. Es gibt Zeiten, da ist er weich und zugänglich. Aber die Zeiten, in denen er klaut, lügt, betrügt, in den Tag hineinlebt überwiegen. Loslassen sagen mir meine engsten Freunde. Abgrenzen, mich nicht manipulieren lassen. Hass-Liebe? Nähe Distanz…
    Und ich spüre, wie meine Kräfte schwinden

    1. Monika Mueller
      Die Anwort kommt zwar sehr spät da ich Artikel gerade erst gelesen habe aber auch ich hatte grosse emotionale Schwierigkeiten meinen Kindern gegenüber immer geprägt vo n Schuldvewusstsein Überfordert sein Deoression und gleichzeitig wieder dem unbedingten Wunsch und Willen es nach der Scheidung Sohn war 8 Tochter 14 allein zu schaffen den Kindern gerecht werden Haushalt Haustiere und Job unter einen Hut zu bringen und trotzdem darauf zu achten dass die Kinder ausreichend Kontakt zu Exmann umd dessen Eltern haben. Oft sogar Familienfeiern für Kinder zu Geburtstagen organisiert mit Exschwiegereltern aber ohne Exmanm dafür aber auch weitere Schwiegerfamilien Mitglieder die meine Kinder gerne treffen mochten. Es hat mich unheimlich angestrengt und ausgelaugt. Ich hab die letzten 14 Jahre ohne Partner nur für meine Kinder gelebt und ja ich war manchmal sehr streng und ich hab zwar oft mit ihnen gespielt oder was unternommen aber ich hab oft auch ganz einfach gesagt ich hab keine Zeit spiel mit deinen Freunden oder mach was allein. Sie haben beide schwierige Zeiten gehabt vor allem mein Sohn und mir oft Vorwürfe gemacht dass das meine Schuld sei und mein Sohn hat viel Blödsinn gemacht und viele Ausbildungen abgebrochen aber beide haben nie den Kontakt zu mir verloren und ich nicht zu ihnen. Ich hab ihnen klargemacht egal was passiert ich werde da sein und helfen aber tun müssen sie selber was. Von nichts kommt nichts. Beide sind erwachsen.22 umd 28 beide haben tolle Jobs mit sehr guter Bezahlung eine eigene Wohnung ein Auto . Zu beiden habe ich regelmäßigen Kontakt. Leider haben beide bereits enttäuschende Partnerschaften hinter sich aber beide haben nun erkannt das kann jedem passieren nicht nur ihrer Mutter das ist nicht jemanden Schuld das passiert und gehört zum Leben. Ich wünsche uns Müttern keine Schuldgefühle mehr sondern die Gewissheit das Bestmögliche getan zu haben und ich wünsche unseren Kindern starke selbstbewusste Erwachsene zu werden zu sein mit der Erkenntnis dass jede Erfahrung uns ein Stück weiterbringt im Leben auch die negativen und die Summe all.dieser Erfahrungen uns als Mensch als besonderes Individuum ausmacht. In diesem Sinne ein Spruch meiner Großmutter: am Ende wird alles gut und ist es nicht gut ist das noch nicht das Ende Wichtig ist nur nie den Kontakt zu den Kindern verlieren.

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