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Stimulation, Überstimulation, Stress und ihre Auswirkungen

Stimulation ist jede Art von Eindruck, jeder Reiz, jede Anregung, die wir erhalten. Wir meinen damit alle Eindrücke, ob sie nun von außen, aus dem Inneren unserer eigenen Körper, oder aus der eigenen Gedanken- und Gefühlswelt kommen.

Jedes Wesen braucht Stimulation, um sich wohl zu fühlen, doch auf die Dosis kommt es an. Jeder Mensch fühlt sich mit einem gewissen Maß an Stimulation am wohlsten. Stimulation unter der persönlichen Behaglichkeitszone wird als langweilig bis sehr unangenehm erlebt, und führt auf Dauer zu Degeneration und aggressiven oder autoaggressiven Verhaltensstörungen. Stimulation über der persönlichen Behaglichkeitszone ist Überforderung und negativer Stress – hier sprechen wir von Überstimulation.

Die Grenze zwischen Stimulation und Überstimulation ist erstens fließend, und zweitens sowohl von Individuum zu Individuum, als auch von Mal zu Mal verschieden. Überstimulation ist für alle Menschen unangenehm und belastend. Ein wichtiger Punkt ist, dass hochsensible Menschen die Schwelle zur Überstimulation auffällig früher erreichen als der Rest. Überstimulation ist Stress, der allerdings oft nicht als solcher erkannt wird, weil die zur Überstimulation führende Situation an der Oberfläche sehr subtil sein kann. Zur Überstimulation können folgende Situationen führen:

  • Zu intensive Außenreize (z.B. Lärm),
  • Schwache (monotone) Außenreize über einen zu langen Zeitraum (z.B. tropfender Wasserhahn, enge Schuhe),
  • Schwache, aber viele verschiedene Außenreize gleichzeitig (z.B. Menschenmengen),
  • Zu intensive Innenreize (z.B. Verliebtheit, Zorn, Magenschmerzen),
  • Schwache (monotone) Innenreize über einen zu langen Zeitraum (z.B. eine vor uns her geschobene Entscheidung),
  • Schwache, aber viele verschiedene Innenreize gleichzeitig,
  • bzw. eine Kombination verschiedener Varianten von Innen- und Außenreizen.

Menschen reagieren auf Überstimulation mit Rückzugsbedürfnis oder Aggression, körperlichen Erregungssymptomen wie Erröten, Herzklopfen oder Schweißausbrüchen, Zittrigkeit, oder Verwirrtheit. Wenn Menschen überstimuliert sind sinken ihre Leistungen, sie können oft nicht mehr klar denken, werden tollpatschig, reagieren emotional oder irrational. Dauert der belastende Zustand an, werden sie krankheitsanfällig und neigen zu Neurosen oder Depressionen. Somit ist Überstimulation ein ernsthaftes Alarmsignal, denn wenn sie zum Dauerzustand wird, kann es zu vielerlei körperlichen und seelischen Beschwerden kommen.

In akuten Stresssituationen werden die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ins Blut ausgeschüttet. Ersteres bereitet den Körper auf eine Flucht- oder Kampfsituation vor, zweiteres ist ein Neurotransmitter, der das Gleiche mit dem Gehirn macht - es wird für schnelle Bewertungen und Entscheidungen in Schwung gebracht. Erfährt der Metabolismus innerhalb einer gewissen Zeitspanne mehrere Adrenalinstöße, so wird das für Dauerstress zuständige Hormon Cortisol ausgeschüttet, was Körper und Geist in nachhaltige Alarmbereitschaft versetzt. Wie viele bzw. wie starke Aufregungen oder Störungen dafür notwendig sind variiert von Mensch zu Mensch, bei manchen hochsensiblen Personen (HSP) können jedoch schon drei relativ geringfügige Unterbrechungen der Konzentration innerhalb einer halben Stunde dazu führen. Untersuchungen an einer amerikanischen Universität haben gezeigt, dass hochempfindliche Kleinkinder schon bei einer einzigen Konfrontation mit etwas Unbekanntem in den Cortisolzustand wechseln, wenn sie davor zwei Stunden lang mit einer nur mäßig aufmerksamen Betreuungsperson verbracht haben, war die Betreuungsperson jedoch sehr aufmerksam, sind die Kinder viel belastbarer.

Diese chemischen Botenstoffe und die von ihnen hervorgerufenen Zustände haben ihre evolutionäre Bedeutung und Funktion. Cortisol, das dem Cortison sehr verwandt ist und auch sehr ähnlich wirkt, schärft unsere Wachsamkeit und sorgt in Krisenzeiten dafür, dass wir nicht durch oberflächliche Krankheitssymptome an der Bewältigung der Krise gehindert würden. Vorstellbar wären da die tagelange Flucht vor einem Feind, herbstliche Arbeitsspitzen zum Anlegen von lebenswichtigen Wintervorräten, oder - zeitgemäßer - das Betreuen eines kranken Kindes. Es gibt einfach Zeiten, in denen wir besonderen Anforderungen gegenüberstehen oder über einen längeren Zeitraum hinweg besonders viel am Spiel steht. Weil es in solchen Ausnahmefällen kontraproduktiv oder gefährlich wäre, Rücksicht auf die eigene Befindlichkeit zu nehmen, wird diese hormonell in den Hintergrund geschoben.

Prof. Dr. med. G. K. Stalla, Internist und Endokrinologe am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München, sagt "Cortisol ist gewissermaßen Superbenzin für den Körper, wenn es anstrengend wird". Wird dies jedoch über Monate oder gar Jahre hinweg zum Dauerzustand, ist die Gesundheit ernsthaft bedroht, unsere Körper sind nicht dafür gebaut. Zu den beobachteten körperlichen Veränderungen, die ein langfristig hoher Cortisolspiegel hervorrufen kann, gehören in erster Linie immunologische Störungen, die zu einer erhöhten Infektanfälligkeit und einer Zunahme von Krebserkrankungen führen, aber auch Diabetes, Hypertonie, Arterienerkrankungen, Muskelschwund (v.a. an den Beinen), Knorpelabbau und folglich Probleme mit Gelenken, Aufbau von Fettgewebe, v.a. auf Kopf ("Mondgesicht") und Rücken ("Büffelrücken", früher "Witwenhöcker"), Osteoporose und bei Kindern Wachstumsstörungen. Zu den psychischen Veränderungen zählen Launenhaftigkeit, Verwirrung, Burnout, Depression und Selbstmordneigung. Auch Schlafstörungen mit allen bekannten Auswirkungen auf Psyche und Körper sind zu nennen, ebenso - insbesondere bei Frauen - ein merklich schlechteres Kurzzeitgedächtnis und Störungen des verbalen Gedächtnisses, was zu mehr oder weniger amüsanten Wortverwechslungen und Missverständnissen führen kann.

Die meisten Menschen werden nur in lange anhaltenden extremen äußeren Umständen einen über Monate hinweg gefährlich erhöhten Cortisolspiegel aufweisen, etwa in Kriegszeiten, oder wenn sie tagtäglich ausgeprägtem Mobbing ausgesetzt sind, oder - wie die alte Bezeichnung "Witwenhöcker" andeutet - wenn beispielsweise eine durch Partnerverlust in Armut geratene Frau ohne Unterstützung durch Familie oder ein entsprechendes Sozialsystem eine Kinderschar durchbringen musste.

HSP hingegen erreichen diesen Zustand häufig bei viel geringeren Anlässen. Interessanterweise lassen sich bei ihnen selbst in längeren Phasen der Ruhe und Entspannung höhere Basiswerte von Noradrenalin und Cortisol im Blut nachweisen als bei nicht hochempfindlichen Menschen. (Die vorangehende Information haben wir aus einer Publikation von Dr. E. Aron. Nach unseren Recherchen ist zu dieser Feststellung ein aufwändige klinische Untersuchung über mehrere Tage erforderlich. Angeblich ist vor kurzem in der Schweiz ein Speicheltest entwickelt worden dafür, allerdings konnten wir keine weitere Erwähnung davon finden, auch keine Quellen.) Während Adrenalin und Noradrenalin relativ rasch wieder abgebaut werden, kann es bei Cortisol auch einige Tage dauern, bis der Normalzustand wieder hergestellt ist. Gibt es innerhalb dieser Frist wieder eine kleine Häufung von Aufregungen oder Konfrontationen, so wird der Zustand verlängert und vertieft.

Speziell für uns HSP ist es somit wirklich wichtig, ihren Cortisolspiegel immer wieder zu senken. Dies geht am besten durch Schlaf (speziell Tiefschlaf), Ruhe, Aufenthalt in freier Natur, Streicheleinheiten, Gebet und religiöse Rituale, meditative Tätigkeiten und Meditation selbst, alles was Geborgenheit vermittelt, vertraute, mechanische Tätigkeiten, Kunstgenuss – wobei klar ist, das sich nicht alles für jeden Menschen eignet. Empfehlenswert ist die binaurale Komposition Deep Harmony :: peace – sie versetzt den Großteil des Gehirns in Schwingungen, die sich üblicherweise nur im Tiefschlaf einstellen, und ist somit für fast alle Menschen ein höchst geeignetes Werkzeug, um schnell und effizient nach Stress zur Ruhe zu kommen.

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Impressumletzte Aktualisierung am 04.01.2006 16:42
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Gesellschaft zur Förderung u. Pflege d. Belange hochempfindlicher Menschen
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