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Wenn Sie mit anderen Menschen über Ihre Sensibilität sprechen möchten

Für den Anfang verwenden Sie eine allgemeine Erklärung wie etwa diese:
"Hochsensibilität ist eine normale biologische Eigenart, sie zeigt sich in Persönlichkeit und Physiologie, sie betrifft etwa 15-20% der Menschen, aber auch aller anderen höheren Lebewesen. Menschen mit dieser Eigenart nehmen mehr Feinheiten wahr und verarbeiten Informationen tiefer."

Sie können auch anfügen: "Jeder, der mehr Einzelheiten wahrnimmt, wird logischerweise auch von lange andauernden, intensiven oder chaotischen Eindrücken leichter überlastet."

Wenn Ihr Gesprächspartner weiter interessiert zu sein scheint, können Sie anfügen: "Der Unterschied ist ziemlich tiefgreifend. Er beeinflusst nahezu alles was HSP tun und auch viele körperliche Reaktionen - z.B. sind HSP im allgemeinen empfindlicher für Kaffee, Medikamente, Temperaturunterschiede oder Hunger. Wir reflektieren sorgfältiger, lernen meist etwas langsamer aber gründlicher, und sind überdurchschnittlich gewissenhaft."

Wenn das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS, ADHS) zur Sprache kommt, (eine andere Eigenheit, der zur Zeit hohe mediale Aufmerksamkeit zukommt) so können Sie sagen, dass diese Wesenszüge keine Verwandtschaft miteinander haben, vielleicht sogar das Gegenteil darstellen. Manche HSP, besonders Kinder, werden jedoch als ADS fehldiagnostiziert, weil große Überforderung, großer Stress (z.B. in sehr ungünstiger Klassengemeinschaft zu sein) manche Sensible überdreht und unkonzentriert werden lässt. Außerdem ist die Definition von ADS in manchen Publikationen so weit gefasst, dass sogar das hochsensible Träumelinchen, oder überhaupt alles, was aus der Reihe tanzt, hineinfällt.

Wenn Schüchternheit, Ängstlichkeit oder Ähnliches zur Sprache kommen, können Sie anmerken, dass etwa zwei Drittel der HSP ihren Stresslevel dadurch verringern, dass sie eher introvertiert leben - sie bevorzugen wenige aber gute Freunde, vermeiden größere Gruppen und Treffen mit Fremden. Ein weiteres Drittel der Sensiblen ist jedoch ausgesprochen extrovertiert. Im Allgemeinen wollen wir einfach länger nachdenken und gewissenhaft verarbeiten, das kann von anderen als Ängstlichkeit aufgefasst werden. Und dann gibt es noch den Aspekt, dass viele HSP schon als Kinder viele Verletzungen wegstecken mussten auf Grund ihres Anders-Seins – sie können später durchaus eine antrainierte Ängstlichkeit zeigen.

Bevor Sie jedoch jemandem von Ihrem Wesenszug erzählen, machen Sie sich bewusst, warum Sie das überhaupt erzählen möchten und was Sie sich davon erwarten. Machen Sie sich am besten auf verschiedene Reaktionen gefasst.

Es gibt verschiedene Gründe, über Ihre Veranlagung zu sprechen - vielleicht möchten Sie von jemandem anders behandelt werden; oder Sie wollen jemandem durch ein Gespräch über etwas für Sie Wichtiges näher kommen; oder Sie denken, die andere Person sei ebenfalls eine HSP wollen Ihre Informationen mit ihr teilen. Verschiedene Ziele erfordern verschiedene Strategien.

Dann bedenken Sie die Reaktionen, die Sie vielleicht bekommen. Eine Person, von der Sie sich eine Verhaltensänderung wünschen, möchte Ihnen vielleicht gerne diesen Gefallen tun, sobald Sie ihr nur sagen, was Sie brauchen. Aber einige werden Ihre Ausführungen für Ausreden halten. Oder für Erfindungen - sie sind nicht in dieser Weise sensibel, also gibt's das Ganze nicht! Sehr Empfehlenswert für soche Fälle ist eine Ausbildung in gewalt- und manipulationsfreier Kommunikation, sog. Giraffen-Kommunikation.

Schließlich gibt es auch noch diejenigen Menschen, die sich beleidigt fühlen, wenn sie Ihren Worten entnehmen, Sie hielten sich für sensibler als die Gesprächsepartner. Sie verstehen dann oft das Wort sensibel im Sinne von "einfühlsam" oder "aufmerksam, fürsorglich". Stellen Sie klar, dass dieses Wort mehrere Bedeutungen hat, dass "sensibel" in diesem Fall meint "sensibel für sensorische und mentale Eindrücke". Versicheren Sie ihnen, dass sie einfühlsam und wertvoll sind, und dass HSP, wenn sie sehr gestresst sind, oft ziemlich egoistisch und uneinfühlsam sind. Wenn sie Sie dann noch immer nicht anders sein lassen, sondern vielleicht sogar die Gleichheit aller Menschen proklamieren, dann lassen Sie es gut sein.

Wenn Sie mit Menschen über Ihre Veranlagung sprechen, weil Sie möchten, dass sie Sie anders behandeln, oder andere Arbeitsbedingungen für Sie herstellen helfen, dann betonen Sie, welchen Gewinn die anderen aufgrund Ihrer Wesensart, - wenn Sie sie leben können und nicht in die Enge getrieben sind - haben oder haben könnten: Verlässlichkeit, Genauigkeit, tiefgründige Analyse, Blick für Details, Ethik, Einsatz für Harmonie und Fairness. Sprechen Sie darüber am besten in einer Weise, dass Sie beide eine "win-win"- Situation herstellen können. Und seien Sie ganz konkret: beim Aussprechen der Dinge, welche die anderen für Sie tun können (ruhiger ungestörter Arbeitsplatz, Radio aus, selbstständige Zeiteinteilung, Aufgaben von Anfang bis Ende durchführen können, respektvolle Gesprächskultur, .....)

Wenn Sie mit jemandem über Ihre Sensibilität sprechen möchten, dem Sie näher kommen wollen, so sprechen Sie ruhig ganz offen. Das wird meistens das Richtige sein. Aber ab und zu werden Sie erleben, dass der/die Andere dadurch distanzierter und verschlossener wird, wegen diesem seltsamen neuen Unterschied zwischen Ihnen, von dem Sie da sprechen. Er oder sie leugnet vielleicht diesen Unterschied, oder behauptet, ebenfalls "hochsensibel" zu sein, obwohl Sie meinen, dass es nicht so ist, oder er oder sie könnte einfach enttäuscht sein, weil manches Aufregende, was sie/er mit Ihnen in Zukunft erleben wollte, nun in Frage gestellt scheint. In diesem Fall betonen Sie Ihre Gemeinsamkeiten auf anderen Gebieten, und was für ein gutes Team Sie abgeben werden durch Ihre sich ergänzenden Eigenschaften. Und passen Sie auf, dass Sie Ihre Sensibilität nicht als Ausrede verwenden, um auf die Bedürfnisse des anderen nicht einzugehen.

Wenn Sie mit jemandem, die oder der ebenfalls eine HSP ist, über diese Veranlagung reden, so sind diejenigen meistens sehr froh, darüber zu hören. Aber denken Sie auch an Ihre eigene Ambivalenz am Anfang - sie könnten das Gefühl haben, in die Enge getrieben zu sein, durchschaut zu sein, gefangen von den Beschränkungen des eigenen Nervensystems, oder in ihrer schon längst befürchteten Fehlerhaftigkeit endgültig bestätigt zu sein. Wenn sie daher diese Gedanken zurückweisen, so akzeptieren Sie es. Und stellen Sie immer, immer die positiven Aspekte in den Vordergrund!


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Impressumletzte Aktualisierung am 05.06.2012 13:07
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