Home|Buch|Neues|Info|über uns|Test|Forum|Termine|Links|Kontakt

eZeitung für HSP: Nummer 2, Juni 2005

Abonnieren / Abbestellen

Null-Nummer, Mai 2004
Nummer 1, Dezember 2004
Nummer 2, Juni 2005
  ° Deep Harmony CDs
° Ergebnis Weihnachtsaktion
° Gesprächsrunde in Wien
° Gesprächsrunden in Bochum
° Recherche: HSP und Arbeit
° Mitgliedschaft im Verein
° Radiosendungen über HSP

Nummer 3, September 2005


Feedback

 

Gründung von HSP-Gesprächskreisen in Bochum - erste Erfahrungen

So befreiend die Erkenntnis, hochsensibel zu sein, für den Einzelnen auch sein mag: Eventuelle Schwierigkeiten um Umgang mit anderen Menschen bleiben trotzdem bestehen, weshalb man das Bedürfnis entwickeln mag, sich häufiger mit anderen Hochsensiblen zu treffen und auszutauschen. Das ist bereits jetzt in Deutschland möglich im Rahmen der gelegentlich abgehaltenen Forumstreffen von www.empfindsam.de. In Österreich gibt es in der Hauptstadt Wien den regelmäßigen Gesprächskreis mit Georg Parlow. Will man jedoch in seiner Stadt andere Hochsensible treffen, ist dies bisher ohne eigene Initiative kaum möglich. Im Folgenden seien erste Anstrengungen geschildert, regelmäßige Treffen in Bochum, Westdeutschland, auf die Beine zu stellen. Dem Verfasser ist bekannt, dass in Hamburg und Berlin ebenfalls entsprechende Überlegungen existieren.

I. Intentionen

Die Bemühungen in Bochum begannen in der zweiten Hälfte des Jahres 2003. Ziel war es in erster Linie, andere Hochsensible auf ihre Besonderheit aufmerksam zu machen, um ihnen schon allein dadurch zu helfen, ihr Leben angesichts ihrer Besonderheit angenehmer zu gestalten. Erst in zweiter Linie - gleichsam als positiver Nebeneffekt - sollte versucht werden, eine Gruppe zu bilden, die harter Kern eines regelmäßig stattfindenden Gesprächskreises werden könnte.

II. Individuelles Vorgehen durch Aushänge, Flyer und Zeitungsanzeigen

Die direkteste Form der Ansprache sollte an der Ruhr-Universität erfolgen: In den Gebäuden der Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften sowie bei den Medizinern wurden an schwarzen Brettern Aushänge befestigt, die auf www.hochsensible.de und eine Bochumer Internetseite zum Thema verwiesen. Eye-Catcher war die Frage in Großdruck "Hochsensibel?", der durch eine knappe Beschreibung typischer "Symptome" von Hochsensibilität in kleinerer Schrift ergänzt wurde. Diese Aushänge wurden über mehrere Monate gepflegt und zeitweise durch kleine Flugblätter ergänzt, die in der Mensa der Universität und bei den Ingenieurswissenschaften ausgelegt wurden.

In den deutschen Bundesländern verlangt das Presserecht auf Flugblättern die Angabe eines Verantwortlichen mit Anschrift. Ein Verstoß gegen diese Vorschriften stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit Bußgeld geahndet werden kann. Insofern muss man leider, will man auf diese Weise andere HSPs ansprechen, auf Anonymität verzichten.

Parallel dazu wurden von Einzelpersonen in anderen Städten auch des Ruhrgebietes - exemplarisch sei Essen genannt - ähnliche Versuche unternommen, Hochsensible auf ihre Besonderheit aufmerksam zu machen. Im April 2004 waren zwei Mitglieder der Community www.empfindsam.de in entsprechender Mission an der Universität zu Köln unterwegs.

Die Resonanz auf diese Aushänge war bescheiden: Es gelang in Einzelfällen, neue Freunde zu finden; in Bochum meldeten sich im Laufe der Zeit einige Personen, von denen allerdings nur einzelne heute noch Teilnehmer an den inzwischen gebildeten Gruppen sind. Unterbliebene Reaktionen müssen allerdings nicht Indiz dafür sein, dass niemand diese Aushänge zur Kenntnis genommen hat: Die Notwendigkeit der Pflege derselben an der Ruhr-Universität lässt den Schluss zu, dass sie jedenfalls wahrgenommen wurden.

Parallel zu den Aushängen wurden - gänzlich ohne Bezug zu einer möglichen Gruppenbildung - im Dezember 2003 in zwei Lokalzeitungen im Großraum Dortmund/Bochum Anzeigen geschaltet, die eine zugespitzte, allgemeine Beschreibung des Phänomens aufwiesen sowie die beiden wichtigsten deutschsprachigen Internetadressen als Möglichkeit zur weitergehenden Information anführten. Wie stark die Wirkung dieser Anzeigen war, lässt sich nur schätzen: Georg Parlow berichtete seinerzeit von in der Tat verstärktem Absatz des Buches "Zart Besaitet" in besagtem Großraum. Angesichts der relativ hohen Kosten dieser Anzeigen (ca. 350,- €) wurde allerdings bisher davon Abstand genommen, erneut auf diese Art und Weise Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, obgleich ein Zeitungsunternehmen bereit war, wegen (freilich nicht offiziell festgestellter) Gemeinnützigkeit einen Rabatt zu gewähren.

III. Hilfe durch die Selbsthilfebüros - Grundüberlegungen zu den Gruppen

Im Januar 2004 schaltete sich das für Bochum zuständige Selbsthilfebüro des paritätischen Wohlfahrtverbandes in die Bemühungen ein. Man bot Hilfe bei der Gründung eines Gesprächskreises an, die auch in Anspruch genommen wurde: in den Folgemonaten erschienen häufiger kurze (Seitenrand-)Meldungen in Bochumer Zeitungen, die auf eine geplante Gruppenbildung hinwiesen.

Zu dieser Zeit entstand die Arbeitshypothese, dass es sinnvoll sein könnte, zwei Gesprächskreise einzurichten: Einen für Studenten und Personen in diesem Alter, ein weiterer für ältere, i.d.R. im Berufsleben stehende Hochsensible. Diese Trennung sollte dem Umstand Rechnung tragen, dass HSPs eher Spätentwickler sind, infolgedessen sich Lebenswelten und damit verbundene Probleme von HSPs Anfang/Mitte zwanzig und von älteren so stark unterscheiden, dass die gemeinsame Gesprächsbasis zwar sehr breit, aber eben nicht so breit ist, als dass altersspezifische Themen in der angemessenen Form behandelt werden könnten. Diesem bisher praktizierten Modell der lockeren Trennung, es sei hier "Bochumer Modell" genannt, wurde hauptsächlich Skepsis, vereinzelt aber auch (z.T. starke) Zustimmung entgegengebracht. In beiden Gruppen wurde zu Beginn eine Zusammenführung erwogen, allerdings hat sich auch gezeigt, dass sich die jüngeren HSPs stark mit Themen der Selbstfindung in ihrem gesellschaftlichem Umfeld, die älteren HSPs sich hingegen eher mit gesundheitlichen Auswirkungen der über Jahrzehnte nicht erkannten Hochsensibilität auseinandersetzen.

Für die zweite, "studentische" Gruppe wurde das Selbsthilfezentrum der Ruhr-Universität um Hilfe gebeten. Jedes Semester veröffentlicht das Zentrum, das Räumlichkeiten zur Verfügung stellt und Selbsthilfegruppen psychologisch betreut, ein kleines Programmheft mit einer Liste der von ihm unterstützten (Selbsthilfe-)Gruppen, in dem inzwischen zum zweiten Mal ein Text über Hochsensibilität zu finden ist. Die Resonanz hierauf war durchaus erheblich: Es meldeten sich im Laufe der Zeit mehr als ein Dutzend Personen.

Der im Programmheft des Selbsthilfezentrums veröffentliche Text lautet:

15-20 Prozent der Menschen sind aufgrund neurologischer Besonderheiten wesentlich sensibler als alle anderen. Lärm, soziale Konflikte, der Alltag mit all den Sinneseindrücken wird ihnen sehr schnell zuviel, unerträglich. Sie müssen sich zurückziehen, ausruhen, die Eindrücke verarbeiten.

Hochsensible (HSPs) sind häufig einsam und isoliert, auch weil sie das Gefühl haben, viel weniger belastbar zu sein als der normale Mensch. Weil die Oberflächlichkeit und der Lärm des Alltags ihrer oft tiefsinnigen Natur nicht entspricht.

Sie zweifeln an sich und glauben, krank zu sein. Unnormal. Manchmal hassen sie sich selbst. Doch bietet ihr Leben so viele schöne Seiten. Die hohe Intensität ihres Erfahrens kann wundervolle Erlebnisse schenken, die Welt zu einem schönen und bunten Garten machen. Häufig sind HSPs sehr geistvolle, nachdenkliche Menschen voller Weisheit. Zarte Pflanzen, doch mit wunderschönen Blüten.
Und so viel stärker, als sie meinen.
Wir wollen an der Ruhr-Uni einen Gesprächskreis für Hochsensible aufbauen, in dem wir unser Leid teilen, die schönen Seiten unserer Besonderheit besser kennen lernen und einfach eine schöne Zeit haben wollen, da man hier uns versteht und akzeptiert, wie wir sind. Selbstvertrauen gewinnen, und zu uns selbst finden ist unser aller Aufgabe. Besser funktioniert es gemeinsam.

Es folgt als Kontaktmöglichkeit die Emailadresse des Verfassers sowie die Angabe des monatlichen Termins.

IV. Erste Treffen

Am 30. Juni 2004 trafen sich schließlich etwa 10 "ältere" Personen im Bochumer "Haus der Begegnungen". Dieser erste Termin verlief sehr intensiv und für einige Teilnehmer nach eigenem Bekunden sehr anstrengend, aber bereits beim zweiten Treffen zeigte sich, dass sich ein fester Kern bilden würde. Dieser war sogar mit einer Zusammenkunft pro Monat nicht zufrieden: inzwischen treffen sich die älteren HSPs alle zwei Wochen.

Bereits am Tag darauf, am 1. Juli, fand das erste Treffen der studentischen Gruppe statt. Hier kam etwa ein Dutzend Personen im Selbsthilfezentrum der Ruhr-Universität zusammen, um ein sehr harmonisches und ruhiges Treffen zu erleben, das von einigen Teilnehmern als sehr positive Erfahrung bezeichnet wurde. Bereits beim zweiten Termin, ungünstigerweise lag er in der vorlesungsfreien Zeit, brach die Teilnehmerzahl jedoch massiv ein: Zwei von vier Besuchern waren aus der Gruppe der älteren HSPs gekommen. Nach Beginn der zur Zeit laufenden Vorlesungszeit wurde die Teilnahme allerdings besser; beim letzten Treffen (6. Januar 2005) war wieder ein Dutzend Personen anwesend. Ein harter Kern ist bei der Gruppe der jüngeren HSPs ebenfalls abzusehen, es wird sich jedoch erst zeigen müssen, inwieweit sich optimistische Prognosen bewahrheiten bzw. ob das Bochumer Modell Zukunft hat. Beide Gruppen stehen erst am Anfang.

V. Was kann ich tun?

Im Herbst des jüngst vergangenen Jahres wurde ein Teil der Selbsthilfebüros in Nordrhein-Westfalen per Email angeschrieben, um ihn über das Phänomen Hochsensibilität in Kenntnis zu setzen. Ziel dieses Anschreibens war, den Büros Informationen an die Hand zu geben, um etwas mit dem Terminus "Hochsensibilität" anfangen zu können, sofern sich jemand mit der Bitte um Hilfe an sie wendet.

Fazit und Ausblick: Auf der Basis der Bochumer Erfahrungen erscheint es nur dann empfehlenswert, selbst mit Aushängen oder Flugblättern andere Hochsensible zu suchen, wenn man lediglich einzelne Personen als mögliche Freunde sucht. Wer eine Gruppe gründen will, die längerfristig Bestand haben soll, sollte Hilfe der professionellen Selbsthilfebüros in Anspruch nehmen. Ein starkes Einbrechen der Teilnehmerzahl bei Folgetreffen nach einer gelungenen Premiere ist dabei nicht Anzeichen dafür, dass das Projekt gescheitert ist.

InteressentInnen wenden sich bitte direkt an Michael Jack

weiter zu: Recherche: HSP und Arbeit

http://zartbesaitet.net/ezeitung/05_zwei/rbochum.php
Impressumletzte Aktualisierung am 21.09.2005 20:13
zart besaitet

Gesellschaft zur Förderung u. Pflege d. Belange hochempfindlicher Menschen
A-1230 Wien, A.Baumgartnerstr.44/B1/013kontakt@zartbesaitet.net